Engelsburg



Caesareos cineres quae moles clauserat olim, arx est Romano nunc sacra pontifici. Einst war die Asche der Kaiser verwahrt in diesem Gebäude-dies ist die heilige Burg nun für den Bischof von Rom.
Theodor de Bèze (1519 - 1605)



aus: Nationalmuseum der Engelsburg, Kurzer Führer durch das Natm. d. Engelsburg, Mailand, 1998.

Die Engelsburg ist aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte eines der interessantesten Denkmäler der Stadt Rom. Sie hat in den unterschiedlichen historischen Epochen oft eine zentrale Rolle gespielt und somit ist ihr Geschick unmittelbar mit dem der Stadt selbst verbunden.

Die Engelsburg wurde ab 125 n. Chr. im Auftrag von Kaiser Hadrian erbaut als monumentales Grabdenkmal für seine sterblichen Überreste und die seiner Nachfolger. Die Fertigstellung erfolgte 139 n. Chr. - ein Jahr nach des Kaisers Tod. Bis 217 n. Chr. nutzte das Geschlecht der Antoniner sie als Begräbnisstelle.

Über die ursprüngliche Bauform bestehen heute Zweifel. Sicher ist jedoch, dass der Bau aus mindestens drei übereinanderliegenden Baukörpern bestand: einem quadratischen Unterbau, einem großen Rundbau und einem abschließenden zylindrischen Aufsatz kleineren Durchmessers. Eine Statue Hardians, welche eine Quadriga lenkte, soll die Krönung des Mausoleums gewesen sein. Von dieser einstigen Baustruktur sind heute noch weite Teile, wenn auch durch spätere Umbauten nicht mehr sichtbar, erhalten. So geht die Struktur der Mauern und Grundmauern des Unterbaus auf diese Zeit zurück; ebenfalls der gemauerte Kern des Rundbaus, der Eingang aus Steinblöcken, die zum Obergeschoss führende Rampe und die Grabkammer.


privat, 2001.

Im Mittelalter wurde die Engelsburg in ihrer Funktion stark verändert; statt als Grabkammer wurde sie als Festung genutzt und dementsprechend wurden zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen. Diese Umbauten erstrecken sich über zehn Jahrhunderte. Den Anfang machte die Einbindung des Gebäudes in die aurelianische Stadtmauer (Baubeginn 271 n. Chr.), den Schlusspunkt bildeten die Arbeiten des Festungsbaumeisters Nicoló Lamberti unter Bonifatius IX. (1389-1404).

Der Grund des Umbaus zu einer Festung ergab sich durch die Lage der Engelsburg am nördlichen Ende Roms. Durch sie konnte dieser Zugang zur Stadt kontrolliert werden. Je mehr das Viertel um St. Peter, Borgo, an Bedeutung gewann, umso stärker wurde die Bedeutung der Burg.

Nachdem sich im Früh- und Hochmittelalter die einflussreichen römischen Familien um den Besitz der Burg stritten, gelangte sie, nach der Rückkehr des Papsthofes aus Avignon, in den Besitz der Kirche. In Krisenzeiten sollte das ehemalige Mausoleum der Kaiser die Nachfolger Christi auf Erden schützen. Zu den damit verbundenen Umbaumaßnahmen zählte unter anderem die Öffnung der Basis.

Mitte des 15. Jh. gab es erneut bauliche Veränderungen, da die Festung der Abwehr neuester militärischer Errungenschaften angepasst werden musste. In den Jahren zwischen 1492 und 1503 bekam die Engelsburg ihre heutige Grundform einer "Kriegsmaschine". Die Eckbastionen wurden verstärkt, ein neuer Wachturm errichtet und ein mit Tiberwasser gespeister Wassergraben wurde angelegt.


aus: Geschichte, Rom im Mittelalter 2/2005, Sailer Verlag, 2005, Seite 28.
Die Prozession des heiligen Papstes Gregor zum Hadriansgrab, gemalt von Giovanni di Grazia im 15. Jh.


Im 16. Jh. kam es v.a. zu Bau- und Dekorationsarbeiten in den päpstlichen Gemächern der Festung. Aber auch neue Befestigungsanlagen entstanden. 1561 wurde die charakteristische fünfeckige Mauer mit den Bastionen durch Festungsbaumeister Franceso Laparelli errichtet. Im 17. Jh. schließlich wurde der runde Wachturm wieder abgerissen und eine zweite Verteidigungsmauer zwischen den beiden vorderen Eckbastionen eingezogen.

Um den militärischen Charakter der Burg abzuschwächen bestückte Lorenzo Benini die Engelsbrücke mit 10 Engelsstatuen, welche die Symbole der Passion Christi tragen. Im 18. Jh. wurde die Marmorstatue auf der Zugspitze durch eine Bronzestatue des Erzengels Michael ersetzt.

Die letzte tiefgreifende Veränderung vollzog sich zwischen 1889 und 1906. Durch den Bau der Uferstraße am Tiber mussten zahlreiche, der zum Fluss hin gelegenen Teile der Burg abgerissen werden.

Der Name der Engelsburg für das Mausoleum des Kaisers Hadrian geht auf eine Legende des Jahres 590 zurück. Es soll in jenem Jahr zu einer Erscheinung des Erzengels Michael auf der Spitze der Burg gekommen sein, gerade zu der Zeit, als eine Pestepidemie in der Stadt wütete, welche daraufhin endete.

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