Die Stadttore der Aurelianischen Mauer



Den Zutritt zur Stadt Rom gewährten im 5.Jahrhundert 18 Tore, die in regelmäßigen Anständen in die Aurelianische Stadtmauer eingelassen waren. Die wichtigsten von ihnen sollen an dieser Stelle genannt und beschrieben werden. Dabei folgen wir ausgehend von der Brücke zur Engelsburg dem Tor- und Mauerverlauf im Uhrzeigersinn.

Am Ausgangspunkt, direkt an der Engelsbrücke befindet sich die Porta Cornelia, auch Porta Aurelia genannt.

Als nächstes folgt die Porta Flaminia, welche heute Porta del Popolo heißt. Von diesem Tor führt die gleichnamige Straße zur Milvischen Brücke, wo Kaiser Konstantin 312 seinen großen Sieg über den Konkurrenten Maxentius erringen konnte. Das antike Tor wurde unter Papst Pius im 16.Jahrhundert durch einen Neubau ersetzt. Oft wurde es zum Eingangstor für Reisende aus dem Norden; so betrat auch Johann Wolfgang von Goethe bei seiner Romreise 1786 die Stadt Rom durch eben jenes Tor.

Umgeben von gut erhaltenen Resten der Aurelianischen Mauer finden wir nun die Porta Pinciana. Von hier aus nahm die ältere Via Salaria ihren Verlauf. Heute beginnt an dieser Stelle die Flaniermeile Via Veneto und parallel zur Mauer liegt die Hauptverkehrsachse von Rom, der Corso d' Italia.

Ein Stück weiter östlich befand sich die Porta Salaria, die den Ausgangspunkt der Via Salaria Nuova bildet. Allerdings wurde diese Tor, das aus einem Eingang und zwei halbrunden Türmen bestand, abgerissen. Den genauen Standort zeigen heute Markierungen im Straßenpflaster an.

Darauf folgt die Porta Nomentana, an welcher die Via Nomentana begann. Diesen antiken Namen trägt die Straße noch heute. Das alte Stadttor ist zugemauert. Es finden sich jedoch originale Ziegelpfosten und auch der rechte halbrunde Turm stammt aus alter Zeit. Der linke Turm wurde schon 1827 abgerissen.

Bevor man auf die Porta Tiburtina stößt, findet man südlich der Prätorianerkaserne ein kleines, mit Travertin verkleidetes Tor, dessen Name nicht bekannt ist. Man nennt es Porta Chiusa, da es zugemauert ist.

Die Porta Tiburtina stand in Verbindung mit älteren Wasserleitungen von Rom: der Aqua Marcia, der Aqua Tepula und der Aqua Julia. Aus großer Straßenbogen sollte das Tor diese Leitungen über die Via Tiburtina leiten. Errichtet wurde es unter Augustus, um 5 v.Chr. Der Bogen wurde in die Aurelianische Stadtmauer einbezogen und Honorius ließ vor ihm ein von zwei Türmen flankiertes Tor bauen. Papst Pius IX. ließ es 1869 abreißen. Inschriften verweisen auf die verschiedenen Restaurierungen hin.

Es folgt das wahrscheinlich bekannteste Tor, die Porta Praenestina, auch Porta Maggiore genannt. Dieses Tor ist nicht im eigentlichen Sinn als Tor erbaut worden, sondern markiert den Durchgang unter zwei Wasserleitungen, der Aqua Claudia und der Aqua Novus. Tor und Aquädukte wurden immer wieder restauriert und schließlich in die Aurelianische Stadtmauer einbezogen. Durch die zwei größeren Durchlässe unter dem Doppelaquädukt passierte der antike Verkehr, was sich an Spuren in der Pflasterung nachweisen lässt. An dieser Stelle gabelten sich zwei Ausfallstraßen, die Via Praenestina und die Via Casilina. An dem Tor findet man auch den Zugang zur Basilika Porta Maggiore, auch Basilica Sotteranea genannt. Dies ist ein unterirdischer Kultraum aus dem 1.Jahrhundert, in welchem man gut erhaltene Stuckaturen bewundern kann.

Östlich des Lateran unter dem heutigen Straßenniveau liegt die nicht zugängliche Porta Asinaria. Ursprünglich nicht mit Türmen versehen, fügte Kaiser Honorius um 401 zwei halbrunde Türme hinzu. In den 1950er Jahren wurde es freigelegt und restauriert. Um 1574 errichtete Jacopo del Duca in unmittelbarer Nähe ein neues Tor, die Porta S.Giovanni, durch welches der heutige Verkehr fließt. Die Via Appia Nuova hat hier ihren Anfang.

Nach der unbedeutenden Pforte Porta Metrovia findet sich die Porta Latina, von der die Via Latina in Richtung der Albaner Berge führte. An diesem Tor kam es zu keinem späteren Umbau. So behielt es seinen ursprünglichen Charakter mit zwei Türmen, die den Durchgang flankierten. Die Fassade besteht aus Travertin. Es wurde im Laufe der Zeit immer wieder verschlossen, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen. 1911 wurde es geöffnet und restauriert.

Die Porta Appia bzw. Porta S.Sebastiano ist eines der Tore, welches am besten erhalten ist. Die Namen sind aus den örtlichen Gegebenheiten abgeleitet - die Via Appia nahm hier ihren Anfang und nach ihr war das Tor in der Antike benannt. Der spätere Name hängt mit der in der Nähe befindlichen Basilika S.Sebastiano ad Catacumbas zusammen. Filippo Coarelli unterscheidet fünf verschiedene Bauphasen. Ursprünglich besaß dieses Tor zwei Bögen mit beidseitigen, halbrunden Türmen und einem Attikageschoss. Beim ersten Umbau wurden die Türme vergrößert und ein weiteres Stockwerk aufgesetzt. Dann wurden unter Honorius um die alten Türme runde Türme herumgebaut. Das Sockelgeschoss wurde durch quadratische Rampen ersetzt und teilweise mit Marmor verkleidet. Die vierte Phase brachte Veränderungen im Inneren der Türme und es entstand ein größeres Portal. In der letzten Phase wurden nochmals Türme und Torbau erhöht.

Die Porta Ardeatina wurde zusammen mit einem Teil der Aurelianischen Mauer zerstört, damit Antonio da Sangallo d.J. 1537 mit dem Bau seiner heute wieder restaurierten Bastion (Bastione del Sangallo) beginnen konnte.

Die antike Porta Ostiensis, heute Porta S.Paolo, ist immer noch gut erhalten. Ihr Name ist auf einer Inschrift des Jahres 357 überliefert. Er deutet auf die Via Ostiensis hin, welche zum Hafen Roms führte - nach Ostia. Unter Honorius wurde 401 auch dieses Tor umgebaut und die ehemals zwei Durchgänge zu einem zusammen gelegt und die Türme erhöht. Heute kann man auch hier ein Museum besichtigen - das Museo della Via Ostiense. Es zeigt Modelle des antiken Ostia, der claudischen und trajanischen Hafenanlagen sowie Inschriftenabgüsse.

Die Stadtmauer hat uns nach Trastevere geführt, wo man zuerst auf die Porta Portuensis trifft. Die Via Portuensis führte von hier aus zu den Hafenanlagen Roms aus claudischer und trajanischer Zeit. Papst Urban VIII. ließ dieses Tor Mitte des 17.Jahrhunderts abreißen und durch einen Neubau ersetzen - diese Porta Portese befindet sich allerdings 450m weiter nördlich.

Das westlichste aller Tore war die Porta Aurelia; zugleich war es mit auf 82m Höhe gelegen der höchste Punkt. Mitte des 17.Jahrhunderts erfolgte auch bei diesem Tor der Abriss, so dass wenig Antikes zu sehen ist. Es wurde durch die Porta S.Pancrazio ersetzt.

Das letzte Tor, welches uns bei unserem Rundgang durch Rom begegnet ist die Porta Septimiana (Porta Settimiana). In der Antike führte von dieser Stelle aus die Via Cormnelia (heute Via Lungara) nach Norden. Die ältesten Bauteile wurden zur Zeit des Kaisers Septimius Severus errichtet und später in die Aurelianische Mauer integriert. 1498 erfolgte der Wiederaufbau des noch heute in dieser Form bestehenden Tores unter Papst Alexander VI. und 1798 nahm man eine grundlegende Restaurierung vor.

Literatur:
Coarelli, Filippo, Rom. Ein archäologischer Führer, Freiburg 1975.
Pescarin, Sofia, Archäologischer Reiseführer Rom. Antike Bauwerke der Ewigen Stadt, Köln 2004.
Brinke, Margit/ Kränzle, Peter, Rom. Ein archäologischer Führer, Stuttgart 2002.
Hintzen-Bohlen, Brigitte, Rom. Kunst und Architektur, Königswinter 2005.


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