Oesterreichischer Pilgerzug nach Rom 1888 von Dr. Carl Freiherrn von Tautphoeus Seite 259 ff
Am nächsten Tage, den 10. April, kam der Pilgerzug in Rom an und wurde von mehreren Mitgliedern des St. Petercirkels empfangen; von denselben verdienen vor allen die Herren Graf Julius Masainini und Graf Casini den allgemeinen Dank. In bereit gehaltenen Wägen begaben sich die Pilger nach St. Johann im Lateran, wo 222 derselben gratis beherbergt, während die Uebrigen in Privathäusern untergebracht wurden. Dank der Fürsorge der obengenannten Herrn Grafen Masainini und Casini wurden die Pilger alle anständig logiert; fünf arme Pilger erhielten durch selbe Herren gratis die Kost. Die übrigen Pilger verköstigten sich in den verschiedenen Wirtshäusern Roms, wo sie meist billig und gut bedient wurden.
Im Vestibul des Lataranpalastes ward ein Buffet improvisiert, wo die Pilger frühstückten und zu Nacht essen konnten.
Am folgenden Tage besuchten die Pilger gruppenweise die Heiligtümer und Sehenswürdigkeiten der Heiligen Stadt, was Sie auch an den übrigen Tagen fortsetzten. Die Meisten derselben hatten einen kleinen Führer, welcher vom Präsidenten des Pilgerzuges speziell für diese Gelegenheit herausgegeben worden war.
Hauptfacade der Basilika von St. Johann im Lateran; aus: Oesterreichischer Pilgerzug nach Rom 1888 von Dr. Carl Freiherrn von Tautphoeus, Seite 71.
Am 12. April wohnten alle Pilger der heiligen Messe in St. Peter bei, welche vom Heiligen Vater celebriert wurde, im Vereine mit den &uum;brigen österreichischen Pilgern. Unmöglich ist es, die Eindr&uum;cke zu schildern, die sich Aller bei dieser feierlichen Gelegenheit bemächtigten.
Am darauffolgenden Sonntage, den 15. April, empfingen alle Pilger in der St. Peterskirche die heilige General-Communion, verehrten die heiligen Reliquien, die an diesem Tage ausnahmsweise gezeigt wurden. Am Abend des selben Tages versammelten sie sich in der Kirche S. Maria dell' Anima zu einer Generalversammlung, wobei der hochwürdige Präsident Paul Deperis eine herrliche Rede in italienischer Sprache hielt.
Lateranpalast mit dem größten Obelisken Roms; aus: Oesterreichischer Pilgerzug nach Rom 1888 von Dr. Carl Freiherrn von Tautphoeus, Seite 73.
Am 16. April begaben sich alle, mit dem Zeichen des österreichischen Pilgerzuges auf der Brust, nach dem Vatikan, um zur Audienz des Heiligen Vaters zugelassen zu werden. Der Präses und der Vice-Präses des Pilgerzuges aus Istrien und Triest wurden zum Fußkusse zugelassen und durften auch dem Heiligen Vater die rechte Hand k&uum;ssen, wobei sie durch liebe Worte seitens seiner Heiligkeit ausgezeichnet und beglückt wurden. Bei dieser Gelegenheit übergab der Vice-Präses, Ritter von Alber, dem Papste eine Adresse der Katholiken der Stadt Triest, welche mit 17000 Unterschriften bedeckt war; dieselbe wurde vom Heiligen Vater gern angenommen und lieferte zugleich den glänzenden Beweis, das in Triest tausende und tausende von Herzen leben, welche die Kirche und den Papst lieben, obwohl die Handlungen der gesetzlichen Repräsentanzen der Stadt dies nicht zeigen.
Den 19. April reisten die Pilger mit dem Zuge um 10.35 vormittags nach Assisi ab, wo sie mit schwerer Mühe Unterkunft fanden, da zu selben Zeit sehr viele Pilger dort waren. ...
Pantheon S. Maria Rotonda; aus: Oesterreichischer Pilgerzug nach Rom 1888 von Dr. Carl Freiherrn von Tautphoeus, Seite 222.
Einband von "Oesterreichischer Pilgerzug nach Rom 1888 von Dr. Carl Freiherrn von Tautphoeus"
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