Methoden & Quellen
Der komplexe Sachverhalt wird durch acht Leitfragen gegliedert, welche die Teilaufgaben
und Teilgebiete der komplexen interdisziplinären Aufgabenstellung umreißen.
Der erste Fragenkomplex befasst sich mit der Raumwahrnehmung und Raumerfassung.
Zu beachten sind hierbei die psychologischen Grundlagen der Wahrnehmung, welche in
Gesprächen mit den jeweiligen Fachgelehrten zu erarbeiten sind. Auch die Ausbildung
eines Raumverständnisses, repräsentiert durch die historisch-theologische Bedeutungszuweisung
von Räumen soll untersucht werden. In diesem Zusammenhang ist der Wandel
dieser Zuweisung unter der christlichen Perspektive, respektive der Perspektive der
Pilger herauszuheben.
Der zweite Komplex behandelt eine phänomenologische Betrachtung zur Beschreibung
und Kritik der Quellen. Als vorläufige Quellenarten werden Texte, Inschriften und Sachzeugnisse
angenommen. Die Frage nach der Entstehung, die Veränderung der Darstellung durch die veränderte
Intention des Schreibers, die Frage nach der Rezeption durch
die Pilger und die Kriterien der Wegewahl sollen hierbei im Vordergrund stehen.
An dritter Stelle wird die Frage nach den Gegenständen der Wahrnehmung gestellt.
Dazu muss zunächst eine Übersicht über den Bau- und Erhaltungszustand der Stadt
Rom im untersuchten Zeitraum erstellt werden, wozu eine Recherche vor Ort notwendig
sein wird. Daran schließen sich die Wahrnehmungsgegenstände in der Klassifikation als
christliche Monumente, heidnische Monumente sowie Profanbauten an.
Den Gruppen der Wahrnehmenden wird in Punkt vier Rechnung getragen, in dem die
Wahrnehmung der Stadtfremden der Wahrnehmung der Stadtbewohner gegenübergestellt wird.
In engen Zusammenhang mit dem vorangegangenen Aspekt steht der fünfte Komplex,
in welchem die Arten der Wahrnehmung betrachtet werden sollen. Hierbei werden direkte
(vor Ort) und indirekte Wahrnehmung (Rezeption anderer Quellen) verglichen. Dabei
sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb der genannten Gruppen herausgearbeitet
werden. Interessant ist ebenfalls, wie sich die Gegensätzlichkeit zwischen dem gewohnten
Anblick einerseits und dem ehrfürchtigen Erstaunen des ersten Erblickens
andererseits bei beiden Gruppen verhält.
Den temporalen Aspekten der Beobachtung soll im sechsten Punkt nachgegangen werden.
Der chronologische Ablauf, die stationsorientierte oder die zielorientierte Darstellung
werden hierbei erläutert und verglichen.
Im siebenten Punkt werden die verschiedenen Auswahlkriterien der Wege betrachtet:
die leidensorientierte Wegewahl, die verehrungsorientierte Wahl, eine persönlich
motivierte Wahl, die ‚touristische' Attraktivität sowie eine zufällige Wahl werden an
dieser Stelle einander gegenüber gestellt.
Mit der Darstellung der Wege, durch die sich die Raumwahrnehmung und das Raumbewusstsein
graphisch festhalten lässt, wird sich der abschließende Punkt beschäftigen.
In diesem sollen vor allem die räumliche und zeitliche Beziehung der Stationen sichtbar
gemacht werden. Die Darstellung von nah-fern, die Kenntnis des Maßstabes und der
Perspektive sowie die Rolle von ‚landmarks' sollen hierbei näher betrachtet werden.
Das Quellenmaterial, auf welches sich die Untersuchung im wesentlichen stützen soll,
setzt sich aus verschiedenen Kategorien zusammen.
Die erste Kategorie besteht aus den schriftlichen Quellen und der Sekundärliteratur,
welche sich zusammensetzen aus dem Codex Einsidlensis und benachbarten Quellen
(dem Liber Pontificalis, der Notitia Ecclesiarum Urbis Romae, dem De Locis Sanctis
Martyrum, den Mirabilia Romae und den Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae) sowie
der Topographieliteratur zum spätantiken und frühmittelalterlichen Rom.
Die zweite Kategorie besteht aus verschiedenem Kartenmaterial. Nötig sind Karten zum
antiken Stadtbild, geographische Karten, eventuell vorhandene archäologische Karten zur
Analyse des Bauzustandes sowie aktuelle Karten.
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